Einleitung zu den drei Bänden zur Kommunisierung
Die Kommunisierung beschreibt eine kommunistische Revolution ohne Übergangsphase, eine Revolution nicht „für den Kommunismus, sondern durch den Kommunismus“ [1]. Durch die Ergreifung kommunistischer Massnahmen wird gleichzeitig der kapitalistische Feind geschwächt und die post-revolutionäre Welt skizziert. Aufgekommen ist der Begriff in den intensiven theoretischen Debatten in den linkskommunistischen Milieus Frankreichs nach dem Mai 1968. Der Begriff wird in der Regel Gilles Dauvé zugeschrieben, der ihn als erster in der Zeitschrift Le Mouvement Communiste gebraucht haben soll [2].
In Zusammenarbeit mit anderen Linkskommunisten wie François Martin und Karl Nesic versuchte Dauvé, verschiedene linkskommunistische Strömungen zusammenzubringen, zu kritisieren und weiterzuentwickeln, z.B. die italienische Bewegung, die mit Amadeo Bordiga in Verbindung gebracht wurde, die Zeitschrift Invariance von Jacques Camatte, den deutsch-holländischen Rätekommunismus und französische Strömungen wie Socialisme ou Barbarie und die Situationistische Internationale.
Diese theoretischen Entwicklungen hängen stark mit der erstmaligen Übersetzung zentraler Marxscher Texte zusammen. Die Grundrisse der politischen Ökonomie erschienen zum ersten Mal 1967-1968 auf Französisch und hatten einen beträchtlichen Einfluss auf die Debatten im linkskommunistischen Milieu Frankreichs. Auch der Entwurf des Kapitels 6 des Kapitals, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, erschien 1968 zum ersten Mal auf Französisch in der Gesamtausgabe der Pléiade, herausgegeben von Maximilien Rubel und Louis Janover. Neben dem Milieu um Gilles Dauvé ist die Zeitschrift Théorie communiste eine weitere theoretische Quelle der Kommunisierung. Die Gruppe konstituierte sich 1975 und die erste Nummer von Théorie communiste erschien 1977. Einige Mitglieder gaben 1972 und 1973 die Zeitschrift Intervention communiste heraus und waren zuvor an der Zeitschrift Cahiers du Communisme de Conseil beteiligt. Diese war verbunden mit der Information Correspondance Ouvrières, aus welcher nach 1973 Échanges et mouvement entstand.